Der Begriff Schachpädagogik existiert seit einigen Jahren. Er kennzeichnet den pädagogischen Umgang mit dem Schachspiel anstatt Schach als "reines Spiel" bzw. Freizeitaktivität zu betrachten. Langsam aber stetig sichert sich Schach jenen Stellenwert, den es eigentlich aufgrund des hohen pädagogischen Nutzens im Interesse der Kinder und Jugendlichen haben sollte.
Es gibt leider immer noch viele Schulen, in denen Schach - wenn überhaupt in den Zusatzangeboten vorhanden - ein Leben als pure "Freizeitgestaltung" fristen muss und kein schachkundiger Pädagoge das volle Potential auszunutzen vermag.
Wie schaut es in anderen Ländern aus, die hinsichtlich der Schachpädagogik weiter sind als Österreich - ein paar Beispiele:
Deutschland: Schulversuch - Schach als Pflichtfach in der deutschen Schule "Marli", siehe hier.
Deutschland: 1. Grundschule "Genslerstraße in Hamburg" mit fixem Schachunterricht, siehe hier.
Armenien: Schach ist seit 2011 fixer integraler Bestandteil (Pflichtfach) in den Volksschulen (2 Stunden die Woche), die Lehrer erhalten Schach-Zusatzausbildungen, siehe hier.
Bulgarien: Bachelorstudium für Schachpädagogik (der bulgarische GM Marion Petrow hat beispielsweise so einen Abschluss, siehe hier.
Deutschland: Schach als fixer Bestandteil des Lehrplans in der Grundschule St. Sebastian Raesfeld seit 2008/09, siehe hier
zeit.de Artikel über "zappelige Schüler" und 1 Stunde Schach pro Woche, siehe hier
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, es gibt darüber hinaus auch unzählige TV Sendungen in deutschen Medien.
Wie schaut nun die österreichische Situation aus und welche Perspektiven gibt es (aus Erfahrungen, die ich selbst mit österreichischen Schulen gemacht habe) ?
Es gibt bereits einige Schulen, die Schach als pädagogisches Instrument einsetzen, ist Schach einmal etabliert, erkennen der Lehrkörper und auch die Eltern manchmal sehr rasch, spätestens aber nach einigen Monaten Veränderungen an den Kindern (Abbau von Agressionen, Steigerung schulischer Leistungen, positive Persönlichkeitsveränderungen, ...). Ab diesem Zeitpunkt ist Schach etabliert und ein gern gesehenes Zusatzangebot. Von Schach als Pflichtfach ist Österreich noch sehr weit entfernt, das ist ein schulpolitisches Thema.
In den meisten Schulen ist Schach aber eher ein Fremdwort und wird - wenn überhaupt angeboten - von Personen unterrichtet, die zwar das Spiel beherrschen, aber keine Pädagogen sind und somit nur soviel aus dem Schachspiel herausholen können, wie Schach als solches (ohne Einsatz pädagogischen Wissens) zu leisten vermag.